Boris von Brauchitsch

2017/2018
Einsicht. Drei Reisen in die innerste Welt des schiitischen Islam
Fotografien von Hans Georg Berger und frühen iranischen Fotografen


„Aus dem Iran erreichen uns derzeit zumeist beunruhigende Nachrichten, von Protesten, Demonstrationen und von den Widersprüchen zwischen Hardlinern und Reformern des islamischen Regimes. Vor dieser politischen Folie, die im Iran immer auch religiös gefärbt ist, gibt eine Foto-Ausstellung umso bemerkenswertere Einsichten, mit Bildern, durch die der deutsche Fotograf Hans Georg Berger uns ins Innerste des schiitischen Islam blicken lässt.
In einem Langzeit-Fotoprojekt in den Jahren 2000 bis 2005 verbrachte er viele Tage in den Zentren für Wissenschafts- und Religionsstudien in Qum, Isfahan und Mashhad. Kein westlicher Fotograf ist bislang so tief vorgedrungen, hat sich so ausführlich mit dem Leben in den theologischen Hochschulen im Iran befasst.
Die zwei weiteren „Reisen“ sind historisch. Es sind diese bisher unveröffentlichten Dokumentationen der Hoffotografen des Schahs aus den Jahren 1871 bis 1906, die zusammen mit Hans Georg Bergers Fotos die Schau zu einer kleinen Sensation machen.
Luftaufnahmen von 1871 aus dem Heißluftballon lassen auf Samarra blicken oder 1905 über die Wüste bis zum Schrein von Qum. Aufnahmen, die aber auch Bilder der Besitzergreifung sind – mit den Mitteln der Fotografie. Sie veranschaulichen eine Diskrepanz zwischen Modernisierung und Moderne, die selten so eklatant zu Tage trat wie während der Regierungszeit Naser al-Din Schahs, schreibt Boris von Brauchitsch in dem äußerst aufschlussreichen Katalog (Kehrer Verlag).
Die Beschäftigung mit dem Anderen bekommt mit dieser „Einsicht“ ein offenes fotografisches Gesicht. Das ist viel in Zeiten, in denen die Angst vor dem Anderen alles zu ersticken droht.“
--- Irmgard Berner, in: Berliner Zeitung, 19. Januar 2018

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